Brückenbauer:innen und Trauma

Kooperation zwischen Psychotherapie und Soziointegration

Seit Ende 2020 bis mindestens Ende 2024 bieten NCBI und das Kompetenzzentrum für Trauma und Migration im Kanton Zürich und angrenzenden Kantonen (SH, AG, ZG, TG, SG, SZ) Unterstützung für psychisch belastete Geflüchtete an. Das Angebot «Brückenbauer:innen für die psychische Gesundheit von Geflüchteten», kurz «Brückenbauer:innen und Trauma», fördert die niederschwellige Stabilisierung von Geflüchteten mit sowohl psychischen als auch soziointegrativen Schwierigkeiten durch eine interdisziplinäre, hybrid-finanzierte Kooperation zwischen Psychotherapie und Soziointegration. Psychotherapeut:innen diagnostizieren und empfehlen dabei eine zielgerichtete ambulante Begleitung durch speziell ausgebildete «Brückenbauer:innen» (engagierte, integrierte Geflüchtete), die Klient:innen orientieren, motivieren, mit anderen Ressourcen in Verbindung bringen, nach Bedarf bei Therapie-Sitzungen dolmetschen und so die Betreuung und den:die behandelnde:n Psychotherapeut:in entlasten.

Kostenübernahme

Die psychotherapeutischen Kosten werden von den Krankenversicherungen getragen. Die Kostenübernahme für die Soziointegration durch die Brückenbauer:innen variiert je nach Kanton: In den Kantonen St. Gallen und Schwyz sowie auf Pilotbasis im Kanton Aargau werden sie in der Regel vom Kanton/Bund finanziert. In anderen Kantonen bezahlt meistens die Sozialhilfe oder eine andere Stelle (KESB, Schulen usw.).

Sprachen

Die Brückenbauer:innen begleiten in Tigrinya, Arabisch, Dari/Farsi, Kurdisch, Somali, Tamilisch, Ukrainisch, Russisch, Türkisch, Deutsch, Englisch.

Erweiterung der Kooperation mit Psychotherapeut:innen

Es werden laufend Psychotherapeut:innen gesucht, die Klient:innen im Rahmen des Projekts begleiten möchten. Psychotherapeut:innen, die über die Krankenkasse abrechnen, können eigene Klient:innen in das Projekt bringen oder auf Anfrage Klient:innen aus dem Projekt übernehmen. Die Behandlung bei dem:r Psychotherapeut:in wird über die Krankenversicherung abgerechnet.

Interdisziplinäre Weiterbildung für Fachpersonen aus   dem Sozial-und Gesundheitswesen

Während der Pilotphase des Angebots konnte die interdisziplinäre Weiterbildung für   Fachpersonen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen wie geplant sechs Mal durchgeführt werden. An jeder Weiterbildung gab es 30 bis 50 Teilnehmer:innen. Aufgrund der hohen Nachfrage werden die interdisziplinären Weiterbildungen weiterhin alle zwei bis drei Monate durchgeführt, mit dem Ziel, das Angebot Gesundheitspersonal und Sozialdiensten vorzustellen und die Zusammenarbeit, Optimierung und Nachhaltigkeit zu fördern.

Interdisziplinäre Weiterbildung:
Kooperation zwischen Psychiatrie und Sozialwesen in der Begleitung von belasteten Geflüchteten

Online via Zoom
Montag, 18. März 2024, 17h-19h
Montag, 3. Juni 2024, 17h-19h

«Weil ein kurzer Aufenthalt in der Psychiatrie meistens keine nachhaltige Lösung ist.»

«Jeder Sozialdienst und jede Fachstelle mit Kontakt zu Asylpersonen sollte das Angebot kennen.»

Die Interdisziplinäre Weiterbildung ist seit Dezember 2022 SBAP anerkannt.

Referierende:

  • Dr. med. Fana Asefaw, Leiterin Kompetenzzentrum für Trauma und Migration
  • Ron Halbright, Programmleiter, Gründer NCBI Schweiz
  • Brückenbauer:innen aus dem Projekt
  • Prof. Dr. Simon Wieser, Leiter Institut für Gesundheitsökonomie in Winterthur ZHAW

Themen:

  • Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen systemisch und transkulturell einordnen
  • Abgrenzung und Zusammenhänge zwischen medizinischen und soziointegrativen Ursachen und Interventionen
  • Optimierung Zusammenarbeit Medizin und Soziointegration: Abläufe und hybride Finanzierung
  • Fallbeispiele und Erfahrungsberichte von Brückenbauer:innen
  • Vorstellung Projekt Brückenbauer:innen und Trauma (Bedürfnis, Angebot, Erfahrung)
  • Möglichkeiten für interessierte Teilnehmende für eine Kooperation

Zielgruppe: Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen, Sozialdienste, KESB-Mitarbeitende, Krankenversicherungen, Asylwesen, Schulsozialarbeitende, weiteres Gesundheitspersonal und andere Fachpersonen, die mit psychisch belasteten Geflüchteten zu tun haben.

Kosten: CHF 90/ CHF 50 (ermässigt)

Zum Flyer

Zur Anmeldung

Informationen Stakeholder Dialog Nachhaltigkeit und hybride Finanzierung

In Kooperation mit dem Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Simon Wieser wurde ein Stakeholder Dialog gemäss der Methodik des Swiss Learning Health Systems durchgeführt, um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten. Durch diesen Stakeholder Dialog sollen innovative Lösungsansätze entwickelt werden, wie die Gesundheitsversorgung von psychisch belasteten Geflüchteten durch niederschwellige psychosoziale Angebote verbessert werden kann und wie die Finanzierung dieser Angebote effektiv und effizient aufgeteilt wird. Nach mehreren Interviews mit Stakeholdern aus verschiedenen Kantonen und Berufsgattungen wurde ein Policy Brief verfasst, der Handlungsempfehlungen enthält und die Diskussionsgrundlage für den Austausch am Stakeholder Dialog im November 2022 darstellt. Die Durchführung des Stakeholder Dialogs ist dank der Teilnahme von Zuständigen aus mehreren kantonalen Behörden sowie Fachpersonen aus der Psychotherapie erfolgreich gelaufen und als Zusammenfassung dokumentiert. Wir bedanken uns herzlich bei Prof. Dr. Simon Wieser sowie bei Mélanie Stamm vom Gesundheitsökonomischen Institut der ZHAW für die wertvolle Zusammenarbeit.

Blogbeitrag ZHAW vom 02.03.2023

Evaluationsbericht

Dank der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz konnte «Brückenbauer:innen für die psychische Gesundheit von Geflüchteten» im September 2020 als nationales Demonstrationsprojekt lanciert werden. Das Pilotprojekt wurde im Dezember 2022 abgeschlossen. Der Outcome des Projekts bei Multiplikator:innen und Zielgruppen sowie der gesellschaftliche Beitrag wurden während der Projektlaufzeit anhand formativer und summativer Evaluationsmassnahmen geprüft. Die Rückmeldungen von Klient:innen, Therapeut:innen, Brückenbauer:innen und Fallführende Stellen zeigen eine grosse positive Wirkung und hohe Effizienz. Der daraus im März 2023 entstandene Evaluationsbericht wurde auf der Website von Gesundheitsförderung Schweiz publiziert.

Team und Kontakt

Projektleitung: Madleina Brunner Thiam (Leitung Integration, Administration) und Dr. med. Fana Asefaw (Leitung Psychotherapie)
Projektkoordination: Soraya Cruz Christodoulou und Julian Salzmann

Strategische Projektverantwortung: Ron Halbright

 

NCBI Schweiz

www.ncbi.ch/bbtrauma
Hobelwerkweg 37a, 8404 Winterthur
044 721 10 50

Das Projekt wird durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Projektförderung Prävention in der Gesundheitsversorgung von Gesundheitsförderung Schweiz und wird unterstützt durch das Bundesamt für Polizei fedpol, den Integrationskredit des Bundes, das Amt für Soziales des Kantons St.Gallen und den Kanton Schwyz.

Anmeldung für Weiterbildung

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Falls Sie keine automatische Anmeldungsbestätigung erhalten haben, melden Sie sich bitte per E-Mail bei office@ncbi.ch

Brückenbauer:innen
Lokale- und Themenbereiche

Für die Medien

Presseartikel über psychische Gesundheit von Geflüchteten von Dr. Fana Asefaw

Offener Brief

Rund 6500 geflüchtete Menschen leben in der Schweiz von Nothilfe. Ihr Asylgesuch wurde abgelehnt, dennoch kehren sie aus Angst vor Verfolgung, Gewalt und Unterdrückung nicht freiwillig in ihr Herkunftsland zurück. Mit Zermürbungstaktik und Zwangsmassnahmen versuch die Behörden je nach Kanton, die Menschen zur Ausreise zu bewegen. Das hat schwerwiegende Folgen für die psychische Gesundheit der Betroffenen.

Aktuell fordern mehr als 300 medizinische und psychotherapeutische Fachpersonen mit einem Offenen Brief die Politik, verantwortliche Ämter und Vollzugsorganisationen auf, die gesundheitlichen Folgen des Nothilferegimes zu bedenken und die notwendigen Schritte für eine humane Behandlung von abgewiesenen Asylsuchenden einzuleiten.

Hier können Sie den offenen Brief auf Deutsch, Französisch und Italienisch herunterladen

Brückenbauer in den Medien

RSI, 17.9.2023: Costruire ponti per favorire l’integrazione

REISO, 09.02.2023: Contre les traumatismes, créer des ponts

Telebasel, 18.04.2022: Brauchen Geflüchtete mehr Unterstützung?

Informationen über die psychische Gesundheit während der Corona-Zeit in verschiedenen Sprachen:

Radikalisierung und gewalttätiger Extremismus erkennen und handeln

Weitere Links